BLAUDRUCK X2
Eine Brücke zwischen zwei Blaudruck – Verfahren schlägt die Ausstellung „alles blau“ im traditionellen Blaudruck – Land Mühlviertel, genau in Hötzeneck bei St. Ulrich im Mühlkreis. Im ehemaligen Ziegenstall, ganz aus Stein, zeigt Hania Kartusch Cyanotypien, Fotografien im Blaudruck – Verfahren. Am ehemaligen Heuboden des Bauernhofs findet man die textile Blaudruck – Installation von Anita Prammer. Die Ausstellung entstand im regen Austausch der beiden Künstlerinnen ein ganzes Jahr hindurch, auch in ästhetischer Abstimmung zur Ausstellungsumgebung. Anita Prammer zeigt in der jährlichen „Sommerkunst im Steinhaus“ vorwiegend Kunst, die einen Bezug zur Gegend hat und versucht, Traditionen wieder aufleben zu lassen.
Hania Kartusch lässt in dieser Ausstellung ein altes Verfahren aus Dunkelkammerzeiten wieder aufleben. In einigen stundenlangen Wanderungen während eines ganzen Jahres durch die Umgebung des Ausstellungsortes, entstanden unzählige digitale Fotografien. Die Auswahl für die Umwandlung in Cyanotypien erfolgte nach dem Kriterium des grafischen Ausdrucks, der eine Voraussetzung für eine gelungene Cyanotypie ist. Im Anschluss erstellt Hania Kartusch ein Negativ mit dem sie dann in die Dunkelkammer geht. Papier wird dort mit einem speziellen Säuregemisch bemalt, auf das anschließend das Bild von der Folie übertragen wird. Nach dem üblichen Belichtungsverfahren entsteht eine Grafik in Blau. Da nicht jede Fotografie für diesen Blaudruck geeignet ist und auf den Wanderungen viele weitere interessante Dokumente der Umgebung entstanden sind, ergänzen Schwarz/Weiß – Fotografien die Cyanotypien. Das Ambiente des alten Ziegenstalls ganz aus Stein ist stimmig und erhöht den ästhetischen Eindruck.
Anita Prammer erhielt nach einem Aufruf an die Nachbarschaft Blaudruckgewand für eine Installation mit textilem Blaudruck. Es sind hier vorwiegend handgefertigte Alltagstextilien, Röcke, Schürzen, Dirndlkleider, die durchaus Tragespuren aufweisen. Es sind Zeugnisse einer Zeit, die dem Ausstellungsort entsprechen. Um ihr Verständnis zum textilen Blaudruck –Verfahren zu vertiefen, hat Anita Pammer alte gesammelte Textilien (z.B. Bettzeug) zu langen Stoffbahnen genäht und in Gutau im Färbermuseum mit Blaudruck versehen. Dort lernte sie die unterschiedlichen Methoden kennen: mit Modeln wird der ‚Papp‘ aufgetragen, oder es werden Falten genäht (Shibori-Technik), es lassen sich mit unterschiedlichen Gegenständen (Strohbesen, Schwämmen, …) unterschiedliche Muster erzeugen. Anita Prammer hat viele davon ausprobiert und die Stoffbahnen damit bestückt. Sie ergänzen die Inszenierung der Alltagsgewänder. Man gewinnt einen guten Einblick in die Vielfalt dieser traditionellen Färbermethode.
Text und Fotos: Antonia Zimmermann


